Zur Walser Tracht
von Tiburt Fritz
Tracht ist schlicht das Kleid, das man trägt. Im alpenländischen Raum findet man ca. 1500 Jahre alte Trachtendarstellungen auf Grabsteinen der romanisierten rätischen Bevölkerung.
Wie ist das nun mit den Walser Trachten? Vielfach vermitteln z.B. Darstellungen des Walserzuges, also des im 13. und 14. Jahrhunderts erfolgten Zuzuges der Walliser in ihre heutigen Wohngebiete, den Eindruck, dass diese bereits beim Auszug aus dem Wallis eine einheitliche Tracht getragen hätten. Diese romantisierenden Vorstellungen sind nicht zutreffend.
Ab dem 16. Jahrhundert kann man die ersten Anzeichen bäuerlicher Tracht feststellen. So darf man auch in diese Zeit das Entstehen der ältesten Walser Trachten legen. Die schwarze, fein gefältelte, oberhalb der Brust gebundene Juppe der Kleinwalsertalerinnen z.B. geht auf den Tragmiederrock des Mittelalters zurück. Er zählt zu den Urformen weiblicher Kleidung.
Nachdem die Französische Revolution 1789 alle ständischen Unterschiede aufgehoben hatte, setzte sich der neu gewonnene Freiheitsgedanke allmählich auch im übrigen Europa durch. Dies übertrug sich auch auf das Tragen der Kleidung und mit Farben, Formen und Freude gestalteten die Bewohner der Täler ihre neue Tracht. Dabei wurde durchaus darauf geachtet, dass zur Unterstreichung des Talbewusstseins von den Besonderheiten der eigenen Tracht wenig in andere Talschaften übertragen wurde.
„Die Tracht wurde zur Demonstration von Identität, sie fungiert als Zugehörigkeitsausweis und gilt noch heute als Identitätssignal nach außen.“
(Zitat aus: Einführung zur Vorarlberger Trachtenmappe von Dr. Paul Rachbauer)
Dieser und andere Artikel sind in Heft 79 der „Walserheimat“ zu finden.