Der Mittelberger Zollanschlussvertrag
Durch seine geografische Lage ist das Kleinwalsertal vom Tannberg und dem Bregenzerwald aus nur über bis zu 2000m hohe Übergänge zu erreichen, die im Winter oft nicht passierbar sind. Schon früh nahmen die Walser von Mittelberg deshalb auch Kontakt mit dem talauswärts gelegenen Allgäu auf. Der Markt in der deutschen Gemeinde Oberstdorf war natürlicher Anlaufpunkt für die Mittelberger Bergbauern, die dort vor allem Käse, Vieh und handwerkliche Produkte feilboten. Nachteilig wirkte sich dabei die Zollgrenze aus, die das Kleinwalsertal von Deutschland trennte.
1891 gelang es den Mittelbergern nach langen Verhandlungen, die deutsche und die österreichische Regierung zum Abschluss eines Zollanschlussvertrags zu bewegen, mit dem das Kleine Walsertal zollrechtlich an Bayern und das damalige Deutsche Reich angebunden wurde, dabei aber österreichisches Staatsgebiet blieb.
Der Vertrag trat am 1. Mai 1891 in Kraft, beseitigte die Zollgrenze und verschaffte den Einwohnern somit beträchtliche wirtschaftliche Erleichterungen, da sie ihre Erzeugnisse auf dem Weg ins Allgäu nun nicht mehr verzollen mussten. Ein Fresko (Bild rechts) an der Südwand des Gemeindehauses in Riezlern erinnert an dieses Ereignis.
Durch den Zollanschluss wurde eine kuriose Situation geschaffen, die z.T. bis heute nachwirkt. Bis zur Einführung des Euro wurde hier mit der D-Mark bezahlt, es gab bzw. gibt deutsche Postleitzahlen und Telefonvorwahlen zusätzlich zu den österreichischen, und einige Steuern müssen noch immer an Deutschland gezahlt werden.
Formal ist der Zollanschlussvertrag auch heute noch in Kraft. Durch die Zugehörigkeit Österreichs und Deutschlands zur EU und zum Schengenraum hat er jedoch mittlerweile seine Bedeutung für das alltägliche Leben weitgehend verloren.