Besiedlung
Als die auswandernden Walser Familien in ihrer neuen Heimat ankamen, waren die gut bebaubaren Flächen von der alteingesessenen, mehrheitlich romanischen, aber auch niederalemannischen Bevölkerung längst besetzt. So blieben ihnen nur die unwirtlichen Gebirgsgegenden, die oft über 1500 m, im Avers gar über 2000 m Meereshöhe liegen. Juf im Avers auf 2150 m Meereshöhe ist der höchstgelegene, ganzjährig bewohnte Ort Europas. Die Wanderungen der Walser, die durch das im 14. Jahrhundert herrschende milde Klima begünstigt wurden, führten vom Oberwallis nach Norden ins Haslital des Berner Oberlandes, nach Westen ins französische Chablais und vor allem über die Pässe des Monte-Rosa-Massivs nach Süden in die hohen oberitalienischen Alpentäler nach Gressoney (Greschunei) , Alagna (Im Land), Macugnaga (Makaná), Ornavasso (Urnafásch), Rima, Rimella, ins Formazza (Pomatt) und ins tessinische Bosco Gurin (Südwalser). In mindestens drei verschiedenen Schüben zogen die deutschsprachigen Siedler alsbald ostwärts nach Obersaxen, ins Rheinwald und ans Landwasser bei Davos. Von diesen „Stammkolonien“ setzten sich die Wanderungen fort: vom Rheinwald nach Vals (GR), Safien (GR), Avers (GR) und Mutten (GR); von Davos nach Klosters (GR) und ins Prättigau mit St. Antönien, Furna (GR), Valzeina sowie ins benachbarte Schanfigg. Wenig geklärt ist der Wanderweg ins St. Galler Oberland nach Palfris, ins Calfeisen- und Weißtannental. Aufgrund von Sprachvergleichen ist es wahrscheinlich, dass die Walser von Davos aus auch Triesenberg in Liechtenstein und die Walserorte in Vorarlberg und Tirol erreichten. Am Ende des 14. Jahrhunderts endete die spätmittelalterliche, inneralpine Völkerwanderung im Kleinen Walsertal (Ostwalser).
Siedlungs- und Bauweise
Es existieren diverse Klischeevorstellungen wie z.B.: Walser als Individualisten leben in Streusiedlungen, Romanen dagegen in geschlossenen Dörfern. Oder: Walser bauen nur Holzhäuser, Romanen dagegen Steinhäuser. Richtig ist nur, dass Holzbauten und Streusiedlungen bei den Walsern besonders häufig anzutreffen sind. Da in den Höhenlagen der Bedarf an Heuflächen hoch ist, um das notwendige Viehfutter zu sammeln, waren die walserischen Bauerngehöfte oft weit verstreut. Wo das Gelände jedoch eine Streuung nicht zuließ, wie etwa in Rima, in Bosco Gurin oder im Rheinwald, entstanden geschlossene dörfliche Siedlungen.
Die Bedingungen der Umwelt prägten auch den Hausbau. Ein einheitliches, überall anzutreffendes „Walserhaus“ gibt es nicht. Die Bauweise hat sich in den verschiedenen Siedlungsregionen unterschiedlich herausgebildet. So kann man von einer faszinierenden Vielzahl walserischer Haus- und Stalltypen sprechen. Es gelangten jeweils jene Baumaterialien zur Anwendung, die in der näheren Umgebung in ausreichendem Maße vorhanden waren. Während in den südwalserischen Orten Gressoney oder Alagna das Haus und der Stall in einem Gebäude in vollendeter Gestalt anzutreffen sind, herrscht in Graubünden und Vorarlberg ein anderer Typus vor. Hier sind Wohnhaus und Stall mindestens einen Steinwurf voneinander entfernt. Im talwärts gerichteten Teil des Wohngebäudes befinden sich Stube und Schlafkammer, dahinter der gemauerte Teil der Küche.
Allen Walsern gemeinsam ist die Verehrung des heiligen Theodul, einer der ersten Walliser Bischöfe. Wo der Heilige mit der Glocke und dem Teufel abgebildet ist, sind meist die Walser nicht weit.