Chronik 2023 Triesenberg
Das Jahr 2023 in der Gemeinde Triesenberg
„Dr naa ätas siascht nu var Wiiti.“
Die richtige Auswahl für einen Rückblick über das vergangene Jahr zu treffen, ist bei der Fülle von Geschehnissen, Projekten und Veranstaltungen gar nicht so einfach. Um einige wichtige und interessante Themen herauszufinden, habe ich mich deshalb gedanklich auf die gegenüberliegenden Schweizer Berge begeben und die Walsergemeinde Triesenberg aus der Distanz betrachtet.
Im Allgemeinen ein gutes Jahr
Die Gemeinde Triesenberg wurde Gott sei Dank auch im Jahr 2023 abermals von Naturkatastrophen und grossen Unwetterereignissen verschont. Manchmal war auch Glück dabei. So etwa konnte an einem föhnigen Tag nur Dank des raschen und professionellen Einsatzes der Feuerwehr ein von einer Feuerstelle ausgehender Brand im Gebiet Gaflei gelöscht und eine Feuersbrunst im Gebirgswald verhindert werden.
Die Bergbahnen, Hotels und anderen Tourismusbetriebe konnten, obwohl es im vergangenen Winter eher wenig Schnee hatte und das Pistenangebot zeitweise reduziert war, erfreuliche Gästezahlen registrieren. Auch mit dem Sommergeschäft sind sie zufrieden. Man spürte allerdings, dass wieder weniger Leute aus der Region ihre Sommerferien im heimischen Berggebiet verbrachten als während der Coronazeit. Der Start in die Wintersaison 2023/24 war nun laut dem Betriebsleiter der Bergbahnen ausgezeichnet: Verkauf vieler Saisonkarten, ausreichend Schnee, tolle Pisten und maximale Auslastung der Kapazitäten.
Auch der Präsident der Alpgenossenschaft Triesenberg blickt auf einen guten, erfolgreichen Alpsommer zurück. Dass der Käse von der Alpe Sücka mit der maximalen Punktezahl taxiert wurde und bei der Bewertung bei der Olma- Alpkäseprämierung erstklassig abschnitt, ist eine schöne Anerkennung für das Alppersonal.
Gemeindewahlen
Am 5. März wurden der Gemeindevorsteher und die zehn Gemeinderäte für die Legislaturperiode 2023 bis 2027 neu gewählt. Christoph Beck von der Vaterländischen Union (VU) wurde mit 59,7 Prozent Stimmenanteil – das entspricht 262 Stimmen Vorsprung auf seinen Herausforderer von der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP) – erneut zum Gemeindevorsteher gewählt. Er hat somit am 1. Mai seine dritte Amtsperiode angetreten. Für Christoph ist, wie er immer wieder beweist, die Pflege des Walsertums ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens in der Gemeinde. Die FBP konnte ein Gemeinderatsmandat zu Lasten der Freien Liste FL hinzugewinnen und kam damit auf fünf Sitze. Die VU hat wie bis anhin ebenfalls fünf Sitze und verfügt somit zusammen mit dem Vorstehermandat über die absolute Mehrheit.
Der Gemeindevorsteher lobte die angenehme Zusammenarbeit und den Willen des Gemeinderats, die teils grossen Herausforderungen gemeinsam zu meistern: die etappenweise Erneuerung des weitläufigen Strassen- und Werkleitungsnetzes, die Weichenstellung für die Weiterentwicklung des Dorfzentrums, Fragen in Zusammenhang mit dem Zonenplan, die Abgabe von Boden im Baurecht für privaten Wohnungsbau, die gewerbliche Nutzung des gemeindeeigenen Ipag-Areals und einiges mehr.
Neubau Guferstrasse
Triesenberg hat ein sehr ausgedehntes Siedlungsgebiet, wie es eben in vielen Walsergemeinden der Fall ist. Das Strassen- und Werkleitungsnetz auf dem rheintalseitigen Gemeindegebiet und in den Feriengebieten Steg und Malbun ist entsprechend riesig. Der Unterhalt und die permanent anfallenden Erneuerungen an der Infrastruktur belasten den Gemeindehaushalt in jedem Jahr. Ein Blick in die Statistik verdeutlicht die Daueraufgabe: 53 km öffentliche Wasserleitungen, 57 km Kanalisation, 31,4 km Gemeindestrassen mit Belag, 17,9 km landwirtschaftliche Erschliessungsstrassen sowie viele Alp- und Waldstrassen.
Im vergangenen Jahr mussten die sanierungsbedürftige Strasse im Weiler Gufer erneuert und die alten Werkleitungen ersetzt werden. Ausgelöst wurde das aufwändige Tiefbauprojekt durch den Glasfaserausbau und den Ersatz der Freileitung durch eine erdverlegte Stromleitung durch die Liechtensteinischen Kraftwerke. Im gleichen Zug wurde auch die alte Strassenbeleuchtung durch zeitgemässe, energiesparende LED-Kandelaber ersetzt. Die Bauarbeiten waren recht anspruchsvoll, da die Häuser nah an der Strasse stehen.
Übrigens: Den Flurnamen „Gufer“ haben die Walser aus unserer Urheimat mitgebracht. Er bedeutet so viel wie Gerölloder Steinhalde. Und das „Gufer“ in Triesenberg ist tatsächlich steiniges Gebiet.
125 Jahre Männergesangsverein- Kirchenchor Triesenberg
23 Männer fanden sich im Herbst 1898 in Triesenberg zusammen, um ihrer gemeinsamen Leidenschaft für den Gesang zu frönen und den Männer-Kirchenchor zu gründen. Seither hat der Verein viele Höhen und Tiefen erlebt, die Fahne des Gesangs in der Gemeinde aber stets hochgehalten. Im vergangenen Jahr durfte der Verein mit Stolz auf sein 125-jähriges Bestehen zurückblicken.
Etwas getrübt ist das Jubiläum von den Sorgen um den Nachwuchs. Die Zahl der Sänger hat in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen; die Hoffnungen auf Neumitglieder erfüllen sich kaum. Heute besteht der Männergesangsverein nur noch aus 13 Männern. Die Wandlung des reinen Männergesangsvereins in einen gemischten Chor von Frauen und Männern könnte vielleicht eine zukunftsfähige Lösung sein.
Eine amüsante Randbemerkung: Der Verein weihte die erste Vereinsfahne am 19. Mai 1902 in der Bündt unterhalb des damaligen Gasthauses Kulm im Rahmen eines Fests ein. Als der Chor das Lied „Wenn das Mailüfterl weht“ vortrug, sollen Schneeschauer eingesetzt haben.
Erhalt alter Ställe und Magerheuhütten
Über das ganze rheintalseitige Gemeindegebiet verstreut stehen noch etliche alte Ställe in der Kulturlandschaft und ganz oben in den teils abgelegenen Magerwiesen (i da Megarna) findet man die kleinen Magerheuhütten. Die Triesenberger lebten früher vornehmlich von der Viehwirtschaft. Neben dem Heimstall besass ein Bauer noch weitere Ställe. Er ist mit dem Vieh „naahigfaara“. Die heute noch vorhandenen Ställe und Magerheuhütten sind Zeugen der einstigen Bewirtschaftungsart. Der Gemeinderat hat die Kulturkommission beauftragt, Möglichkeiten zu prüfen, wie der Erhalt dieser Gebäude als Kulturgut gefördert werden kann.
Dies und jenes
Aus den Informationsblättern der Gemeinde ein paar Schlagzeilen zu den vielfältigen Gemeindeangelegenheiten sowie den kulturellen und gesellschaftlichen Anlässen für die Walserheimat herausgepickt:
Um den privaten Wohnungsbau innerhalb der Gemeinde zu fördern, beabsichtigt die Gemeinde, Bauland im Baurechtzur Verfügung zu stellen. So sollen „Am Wangerberg“ zwei Doppelwohnhäuser entstehen.
Die Strassenleuchten in Triesenberg werden fortlaufend durch stromsparende LED-Leuchten ersetzt.
Das Projekt „Jugend mit Wirkung“ geht der Frage nach, wie Jugendliche besser in unser Gemeinwesen integriert werden können.
Mit der Sanierung der Landstrasse im Obergufer konnte das letzte fehlende Teilstück eines durchgehenden Trottoirs von zuunterst im Dorf bis ins Malbun fertiggestellt werden.
Bei der 2. Kunst-, Handwerks- und Hobbyausstellung präsentierten 23 Ausstellende ihre selbstgemachten Produkte und liessen die Besucher staunen.
Die Gemeinde bietet den Einwohnern von Triesenberg beim Kauf einer Saisonkarte der Bergbahnen Malbun einen finanziellen Zustupf.
Die Friedhofkommission beschäftigt sich seit 2018 mit der Neugestaltung des Friedhofs, die phasenweise realisiert wird.
Die Gemeinde befürwortet die von den Bergbahnen in Malbun geplante Erweiterung und Optimierung der Beschneiungsanlage.
Der Gemeinderat lässt sich von der Stiftung „Samina“ die Idee präsentieren, in den Gebieten Saminatal, Garsälli und Galina ein grenzüberschreitendes Wildnisgebiet zu schaffen.
Aus einer von der Regierung in Auftrag gegebenen Studie geht hervor, dass zur Verbesserung der Eigenversorgung des Landes mit Strom unter anderem ein grosses Photovoltaikkraftwerk im Alpengebiet anzustreben wäre. Der Gemeinderat steht verschiedenen vorgeschlagenen Standorten ablehnend gegenüber, da für ihn der Landschaftsschutz eine zentrale Rolle spielt.
Der Gemeinderat beschliesst, für die Errichtung einer Kletterhalle durch den Liechtensteiner Alpenverein einen Kostenbeitrag zu leisten.
Die Gemeinde Triesenberg war 2023 Gastgemeinde beim Staatsfeiertag. Die Organisatoren stellten ein tolles Programm auf die Beine und zeigten auf dem „Bäärgerplatz“ vor dem Regierungsgebäude die verschiedenen Facetten der Walsergemeinde.
Der Dorfspiegel
Dreimal im Jahr gibt die Gemeinde ein Informationsmagazin heraus, den „Dorfspiegel“, und informiert die Einwohnerinnen und Einwohner über laufende und anstehende Projekte, über Wichtiges aus dem Rathaus und das Dorfgeschehen. Einen festen Platz im Dorfspiegel hat jeweils die Rubrik „ünschi Gschicht“ mit interessanten Artikeln zur Geschichte von Triesenberg. Damit wird jeweils ein Fenster in die Vergangenheit geöffnet und auf diese Weise etwas zur Förderung des Geschichtsbewusstseins beigetragen.
Die Dorfspiegel können auf der Website der Gemeinde heruntergeladen werden. Und wer über das Gemeindegeschehen und die kulturellen Aktivitäten in der Walsergemeinde Triesenberg mehr erfahren möchte, findet dort reichlich Informationen. Auch der Verein Ahnenforschung und Familienchronik – sozusagen der Verein für Dorfgeschichte – bietet allen Geschichtsinteressierten auf seiner Internetseite allerlei Wissenswertes. Ein Besuch auf www.triesenberg. li und www.ahnenforschung.li lohnt sich jedenfalls.
Hubert Sele