Chronik 2023 Großes Walsertal

Das Jahr 2023 im Großen Walsertal

Planung und Entwicklung

Es erfolgten eine erste Sondierung und Grundlagenerhebungen zum regionalen Landschaftsentwicklungskonzept, welches als überregionales Planungsinstrument unterstützen soll. Außerdem gab es Vorarbeiten für den initialen Managementplan des Biosphärenparks Großes Walsertal, der in den kommenden zehn Jahren als maßgebliches Instrument für Planung und Steuerung dienen soll.

Natur- und Landschaftsschutz

Unter Beteiligung von 163 Landwirtinnen und -wirten startete der regionale Naturschutzplan. In Kooperation mit der Region Walgau wird ein gemeinsames Projekt zur Förderung von regionalen Begrünungsmethoden wie die Gewinnung von regionalem Saatgut durchgeführt. Zudem fanden wiederum zahlreiche  Biotopexkursionen, Fachvorträge im biosphärenpark.haus und Fachexkursionen, beispielsweise zum Thema Gewässerökologie sowie zu vogelkundlichen Besonderheiten der Region, statt.

Klima, Energie und Mobilität

Es wurde beschlossen, das KEM-Programm (Klima- und Energiemodellregion) von 2023 bis 2026 mit insgesamt elf Maßnahmen weiterzuführen. Die Reparaturcafés in St. Gerold, Sonntag und Raggal konnten mit einer Reparaturquote von über 65 Prozent durchgeführt werden. Der Energiemanager unterstützte die Volksschulen im Tal bei der Zertifizierung der Umweltzeichenschulen und sonstigen Klimaschutzaktivitäten und führte die energiewerkstatt. schule durch. Im Zuge des Programms „Ölkesselfreies Walsertal“ konnten zehn Vorortberatungen zum Umstieg auf erneuerbare Heiz-/Energiesysteme durchgeführt werden.

Jugend, Soziales und Gesellschaft

Die Offene Jugendarbeit lud zu wöchentlichem offenen Betrieb, Ausflügen, Veranstaltungen und Bildungsangeboten. Zudem bot der Mädchentreff Angebote zur Stärkung und Vernetzung der Mädchen und jungen Frauen im Tal.

Eine Arbeitsgruppe rund um Altobmann Josef Türtscher arbeitete an der Gestaltung und Veröffentlichung des Liederbuchs „Uf da Berga“, welches im Rahmen des Walserherbst Festivals präsentiert werden konnte.

Regionalentwicklung

Die gemeinsame Koordination und Organisation der Kinderbildung und -betreuung im Großen Walsertal wurde in einem Prozess vorbereitet. Zur Stärkung der Nahversorger erfolgte zusammen mit den handelnden Akteuren der Dorfläden eine erste Vernetzung und Sammlung von Herausforderungen und Potenzialen.

Naturvermittlung und Bewusstseinsbildung

Im Zuge des Volksschulprogramms biosphärenparkschule wurden insgesamt 82 Exkursionen mit 187 Schülerinnen und Schülern der Region durchgeführt. Diese  Umweltbildungs- und Naturwissensinitiative, in Zusammenarbeit mit der inatura Erlebnis Naturschau Dornbirn, integriert Lehrplaninhalte sowie regionsspezifische Themen und fördert die Vermittlung im Freien und bei Besuchen von Biosphärenpark-Partnern vor Ort.

Darüber hinaus wurde ein Konzept für die Mittelschule im Biosphärenpark Großes Walsertal auf Basis der Module der Biosphärenpark-Volksschule entwickelt. Dieses Kooperationsprogramm wurde im Herbst 2023 mit der Einführung der ersten Schulstufe erfolgreich gestartet.

An der Mittelschule Blons werden im Schuljahr 2023/24 107 Schülerinnen und Schüler in sieben Klassen von 19 Lehrpersonen unterrichtet.

Das überregionale Projekt GE_NOW (Gebirge, grenzüberschreitend, Natur und Nachhaltigkeit, offen für Neues, Wirtschaft), das darauf abzielt, auf innovative, kreative und spielerische Weise ein Bewusstsein für klimarelevante Themen zu schaffen, wurde gestartet.

„15 Jahre Bergsteigerdorf Großes Walsertal“
Das Jubiläum „15 Jahre Bergsteigerdorf Großes Walsertal“ wurde unter anderem mit einer Sonderausstellung im Wisswak des Alpenverein Vorarlberg und einer Jubiläumswanderung ins Gadental gefeiert. Vertreterinnen und Vertreter der Bergsteigerdorf-Partnerbetriebe sowie des Biosphärenparks haben einen Bergsteigerdorf-Schilderbaum errichtet.

Forschung

Das Projekt MultiBios wurde gestartet. Das Forschungsprojekt von CIPRA und der Universität für Bodenkultur befasst sich mit den multiplen  klimawandelbedingten Risiken, mit Fokus auf wassergebundene Risikofaktoren wie Hochwässer, Trockenheit, Lawinen und Muren.

Das Projekt „Alpanach“ befasst sich mit der Bewertung von Veränderungen auf Alpflächen.

Der ausführliche Jahresbericht der Biosphärenparkregion Großes Walsertal erscheint jährlich zur Jahreshauptversammlung Ende Mai.

Jubiläen regionaler Vereine und Einrichtungen

10 Jahre Familienverband

2013 entstand aus der Eltern-Kind- Gruppe der gemeinnützige Verein Familienverband Großes Walsertal. Ziel ist es, die Interessen der Familien im Großen Walsertal zu vertreten sowie einen Beitrag zu leisten, die Region familienfreundlich zu gestalten und besonders die Kinder zu fördern. Insgesamt konnten bisher den über 150 Mitgliedern 372 Veranstaltungen von sportlich bis kreativ geboten werden.

Quellursprung des Lutzbach in Lägazun
Die Suche nach der Quelle des Lutzbachs begann beim Walserherbst schon bei der Fahrt mit dem Alpbus auf die Metzgertobel Alpe. Von dort aus nahm Clownin Martha zusammen mit wanderfreudigen Familien Witterung auf, setzte ein Bein vor das andere und kam dem Ursprung der Quelle auf die Spur. Auf Lägazun, auf zirka 2.100 m Höhe, sprudeln diese als kleine Wasserfälle aus dem Bergmassiv. Mit den Füßen im kühlen Gebirgsbach konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Naturschauspiel bestaunen.

20 Jahre Musikschule Blumenegg– Großes Walsertal

Die Erfolgsgeschichte der Musikschule Blumenegg-Großes Walsertal begann im ersten Jahr mit 114 Schülerinnen und Schülern. Im vergangen Schuljahr 2022/23 waren es 581 Schüler, die von 28 Lehrerinnen und Lehrern in 31 Instrumenten mit 314 Unterrichtsstunden je Woche unterrichtet wurden. Zusammen mit Vertretern der Mitgliedsgemeinden Blons, Fontanella, Ludesch, Raggal, St. Gerold, Sonntag, Thüringen und Thüringerberg wurde der Anlass mit einer Festmesse  und einem Festakt in der Propstei St. Gerold gebührend gefeiert.

30 Jahre Krankenpflegeverein

Am 26. März konnte der Krankenpflegeverein Großes Walsertal sein 30 Jahre Jubiläum begehen.

„Tenores di Thiesi“ und das Hirtentrio „Tre Pastori Sardi“
Die sardische Musiktradition „Canto a Tenore“ zählt seit 2018 zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Durch die Unterstützung von Josef A. Amann aus Schnifis gelang es den Walserherbst-Kuratoren, die „Tenores di Thiesi“ und das Hirtentrio „Tre Pastori Sardi“ ins Große Walsertal und nach Damüls zu bringen.

10. Walserherbst Festival

Seit 2004 verbindet der Walserherbst im Zweijahresrhythmus gelebte Tradition mit zeitgenössischer Kunst vor der beeindruckenden Kulisse des UNESCO Biosphärenparks. Vom 17. August bis 10. September 2023 war es wieder soweit. Die zehnte Ausgabe des Festivals lud mit neuen Formaten wie den „Wirtshausgesprächen“ zum gemeinsamen Diskutieren und Essen in temporäre Wirtshäuser. An der langen Tafel am Dorfplatz wurde fein gespeist.

In drei Festivalwochen mit 45 Veranstaltungen konnten eine Fülle an großartigen Künstlerinnen und Künstlern ins Tal eingeladen werden. So beindruckte der Schweizer Jazz- und Improvisationskünstler Julian Sartorius zur Eröffnung mit seiner Kuhglocken-Performance.

Das Abschlussfest der Radix Musikwerkstatt verwandelte den Dorfplatz von Raggal für einen lauen Sommerabend in eine Klangwolke mit Gesang und Tanz.

Dr. Guntram Plangg konnte in Begleitung rätoromanischer Lieder das Rätoromanische Flurnamenbuch des Großen Walsertales vorstellen.

Fixer Bestandteil des Walserherbstes sind Ausstellungen. 2023 beispielsweise jene von Nikolaus Walter, Heidi Comploj und anderen sowie die Gruppenausstellung der Scheune Lehen.

Nicht fehlen darf Clownin Martha Laschkolnig, wenn Walserherbstzeit ist. Im Rahmen ihrer Jubiläums Post Produktion waren Bevölkerung wie Festivalbesucher eingeladen, ihre persönlichen Erinnerungen und Geschichten aus fast 20 Jahren Walserherbst in eigens platzierte Briefkästen einzuwerfen. Zudem begab sie sich auf Quellensuche.

Rauminstallation zur Lawinenkatastrophe von Blons
Mit der Rauminstallation und dem Buch „bettfederleicht
tief unten im Schnee“ hat Dokumentarfotografin
Sarah Schneider die Lawinenkatastrophe
von Blons, die sich 2024 zum 70. Mal jährt,
aufgearbeitet.

Eine feine Auswahl an Dokumentarfilmen sowie die Vorführung des Animationsfilmes „Der Blonser Engel“ rundeten die Festivalwochen ab.

Mit einem Hörfenster in die musikalische Dorfkultur des Musikantendorfs Fontanella fand das Festival für dieses Mal seinen gebührenden Abschluss. An diesem Abend konnte das Liederbuch für ein gutes Miteinander im UNESCO Biosphärenpark Großes Walsertal „Uf da Berga“ präsentiert werden.

Schnell hatte es sich herumgesprochen: Wer ein Ticket möchte, muss schnell sein. Nahezu alle Veranstaltungen waren bereits im Vorhinein ausgebucht. Dies und die unzähligen begeisterten Rückmeldungen bestätigen die Arbeit der Kuratoren Dietmar Nigsch, Eugen Fulterer und Evelyn Fink-Mennel.

Der Walserherbst: ein unterhaltsamer, nachhaltiger Impulsgeber für die Region mit vielen Fenstern in die Welt.


Fotos und Text: Monika Bischof