Ebnit
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Allgemeines
Ebnit (früher auch Ebnet genannt) ist ein Bergdorf im Gemeindegebiet der Stadt Dornbirn in Vorarlberg (Österreich). Das kleine Dorf im gebirgigen Süden Dornbirns ist ein Luftkurort und zählt wie beispielsweise auch Lech, Damüls oder Mittelberg zu den Vorarlberger Walserdörfern.
Ebnit liegt in den Schuttannenbergen oberhalb des Vorarlberger Rheintals auf einer Höhe von 1075 m ü. A. im schwer zugänglichen Tal der Ebniterach auf einer Freifläche am rechtsseitigen Hang des Tals. Inmitten der Gebirgslandschaft des zu den westlichsten Ausläufern der Ostalpen zählenden Bregenzerwaldgebirges gelegen war die Ortschaft durch ihre geografische Lage über Jahrhunderte nur schwer zugänglich. Heute bildet insbesondere die abgeschiedene Lage Ebnits inmitten der Dornbirner Bergwelt eine gute Ausgangsposition für Wanderungen im Gebiet des Freschenstocks.
Die Einwohnerzahl von Ebnit beträgt 130 Personen (2016). Neben diesen ganzjährigen Bewohnern gibt es aber auch einige Personen, die in Ebnit einen Ferien- oder Zweitwohnsitz haben und diesen insbesondere in den Sommermonaten nutzen.
Ebnit erstreckt sich über eine Fläche von rund 22 Quadratkilometern (2163 Hektar), was ca. 18 Prozent des Dornbirner Gemeindegebiets ausmacht.Die Fläche verteilt sich auf zwei unverbundene Katastralgemeinden, wobei sich in ersterer das Bergdorf befindet und Ebnit II ausschließlich die alpine Region im äußersten Süden des Dornbirner Gemeindegebiets um den Hohen Freschen umfasst.
Geschichte
Die Vorarlberger Berggemeinde Ebnit (ca. 1100 m) liegt in einem abgeschiedenen Seitental des Rheintals. Sie war vor ihrer politischen Angliederung an die Stadt Dornbirn im Jahre 1932 lange Zeit der Herrschaft Hohenems einverleibt. Sie verdankt ihre spätmittelalterliche Besiedlung vor allem dem Werk einiger Walserfamilien. Im Zuge der Einwanderung der Walser von Graubünden aus gelangten drei Familien ins Hochtal von Ebnit.
Von deren Ansiedlung in diesem Gebiet, das zusammen mit der Pfänderregion als einer der nördlichsten Außenposten von der Walsermigration erfasst wurde, legt der im Jahre 1351 ausgestellte sogenannte 1. Ebniter Erblehenvertrag Zeugnis ab: „…khundt ich … an des Closters stat, das gut im Ebenot Hannsen von Stürfis und sinen erben … und Hannsen dem Riner und Jacob dem Riner … zu ainem rechten Erblehen … iro Landesgenossen Walliseren erberen lüten…“ (Auszug aus dem Erblehensbrief von 1351). Bereits 75 Jahre später bezeugt das Emser Jahrzeitbuch einen Ulrich Walser in Ebnit. 1421 sind weitere Zuzüge der Walliser „Andreas und Steffan Mathyas, Peter und Martin Matlin, ….“ für die Parzelle „Habchenboden“ (heute: Hackwald) durch das Siegel des Ritters Ulrich von Ems urkundlich belegt. Es gibt urkundlich festgeschriebene Rechte „zu roden, wo es seinem Gut am allerbesten paßt … seinen Nachkommen zu vererben…“ sowie das Aufrechterhalten des „Konnubiums mit Frauen aus anderen von Walsern besiedelten Tälern“. Um 1415 wird „husfrow Gret Müllerin von sant Geralt und Nesa Wiesthnarin von Mittelberg“ erwähnt. Das sind unverrückbare Beweise der Landnahme durch Abkömmlinge aus dem Wallis, und deren Zeugnisse gibt es noch mehrere.
Die Walser waren jedoch nicht die ersten Bewohner des Ebniter Hochtals. Der besagte 1. Erblehenvertrag dokumentiert z.B. gleichsam den Bestand eines Paulinerklosters am Ort. Darüber hinaus erscheinen im Ebniter Flurnamenbild toponomastische Relikte, die der romanischen Lingua zuzurechnen sind und darauf hinweisen, dass hier einstmals auch Siedler aus der rätoromanischen Urbevölkerung zugegen waren.
Ein Streit darüber, ob Ebniter, die in das Tal nach Dornbirn abgewandert waren, nun als Leibeigene zu gelten haben oder nicht, setzte 1539 den Walserfreiheiten ein Ende, und die Ebniter wurden zu Leibeigenen des Grafen von Hohenems erklärt. Im Jahr 1806 erlangte Ebnit den Status einer eigenen Gemeinde und damit die Loslösung von der Reichsgrafschaft Hohenems.
1921 schloss die damals eigenständige Gemeinde Ebnit mit der Stadt Dornbirn einen Vertrag über den Bau der Ebniterstraße von Dornbirn nach Ebnit ab. 1927 wurde die Straße, die durch das wildromantische Tal der Ebniterache, vorbei an der Rappenlochschlucht führt, fertiggestellt. Im selben Jahr kam es zu einer schweren Brandkatastrophe, bei der Kirche, Schule und Pfarrhaus zerstört wurden. Aufgrund dieser Katastrophe und des teuren Straßenbaues kam die Gemeinde in schwere finanzielle Nöte und konnte ihren Zahlungen nicht mehr nachkommen. Dies führt dazu, dass Ebnit im Jahr 1932 in die Stadt Dornbirn eingemeindet wurde.
Mit dem „Hotel Alpenheim“ entstand im Unterdorf in den 1920er Jahren einer der modernsten Hotelbauten der Region. Es musste jedoch in der Weltwirtschaftskrise schließen und wurde danach für Jahrzehnte als Ferienheim genutzt. Heute ist es in Privatbesitz. Ebnit entwickelte sich in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zu einem Sommerfrische Ferienort und erhielt später auch einen Skilift auf der Alpe Heumöser. Die Bedeutung des Tourismus ging allerdings in den letzten Jahren stark zurück, dies nicht zuletzt durch die alternativen Erwerbsmöglichkeiten in der Nähe zum Rheintal und der Zugehörigkeit zur Stadt Dornbirn.
Ein weiteres, wesentliches Ereignis für das Dorf war der Einsturz der Rappenlochbrücke, die die Ebniter Ache in 70 Meter Höhe überspannte, im Mai 2011. Personen kamen damals nicht zu Schaden. Ursache waren Felsbewegungen unter dem südöstlichen Widerlager. Bis zur Errichtung einer Behelfsbrücke, die 44 Tage später freigegeben wurde, war das Ebnit daher nur über Forststraßen anzufahren.
In der Nacht vom 18. auf den 19. März 2020 ging ein 10.000 m³ großer, erneuter Felssturz unterhalb der Behelfsbrücke nieder. Diese blieb aufgrund ihrer tief in den Fels hineinreichenden Verankerung zwar stehen, wurde aber wegen der Felsausbrüche direkt unter ihr labil und gesperrt. Daher wurden grundsätzlich überarbeitete Planungen der Trassierung zur Erschließung des Ebnits per Straße notwendig. Letztlich wurde die Rappenlochbrücke doch am alten Platz vollständig neu gebaut, aufwendig im Fels verankert und im Juni 2023 für die Öffentlichkeit freigegeben.
Kultur und Sehenswürdigkeiten:
Die kleine katholische Pfarrkirche im Dorfzentrum von Ebnit trägt den Namen Pfarrkirche Hl. Maria Magdalena. In Ebnit stand an dieser Stelle von circa 1351 bis 1377 ein Kloster der Augustiner-Eremiten. Nach einem Brand 1508 erfolgte 1515 ein Neubau. 1927 zerstörte erneut ein Brand das Pfarrgebäude. 1928/29 erfolgte der Neubau nach Plänen von Alfons Fritz und ist somit ein „modernes“ Gebäude unter Verwendung von altem Baumaterial aus den Vorgängerkirchen und Anlehnungen an die traditionelle Bauweise.
Die eisenhaltige Heilquelle, welche um die Wende des 19./20. Jahrhunderts fleißig genutzt wurde (es sollen täglich bis zu 50 Kurgäste gekommen sein um das Wasser zu trinken) ist seit langem nicht mehr in Betrieb.
Empfehlenswert ist Ebnit als Ausgangspunkt zahlreicher Wanderungen in interessanter geologischer Umgebung in der mehrere Gesteinszonen aufeinandertreffen (Flysch, Schrattenkalke, Mergelschichten, usw). ist der Weg an den Hohen Freschen, der allerdings Trittsicherheit voraussetzt, da der Weg über den steilen Binnelgrat führt. Über dem Bergdorf selbst ragen die beiden Bergspitzen Große und Kleine Klara auf.
Wildromantisch sind auch diverse Wege, die in die nahegelegenen Wälder führen. Von der Niedere führt ein Wanderweg in das nahegelegene Dorf Kehlegg (ebenfalls Gemeinde Dornbirn). Sehr beliebt sind auch die Wege in die nahe gelegenen Schluchten, wie beispielsweise die Rappenlochschlucht oder die Alplochschlucht. Von hier aus ist es auch möglich, den Hausberg Dornbirns, den Karren, zu besteigen.
In unmittelbarer Umgebung gibt es auch mehrere Höhlen zu entdecken, deren Zugänge jedoch recht versteckt sind. Direkt oberhalb der Kirche befindet sich die Mönchshöhle die nachweislich auch durch Menschen genutzt wurde, sie wurde bei einem durch Blitzschlag ausgelösten Bergsturz halb verschüttet. Die Rinderhöhle etwas westlich davon, ist ein Naturdenkmal. Sehr verborgen im Hackwald liegt die sagenumwobene Drexelhöhle in der sich einst der Dorfpfarrer samt Monstranz vor den napoleonischen Soldaten versteckte.
Literatur
- Walter Wohlgenannt: Das Ebniter Dorfbuch. Dornbirn, 2003.
- Stadtarchiv Dornbirn (Hrsg.): 650 Jahre Walsersiedlung Ebnit (Dornbirner Schriften. Band 28). Dornbirn, 2001. ISBN 3-901900-09-8
- Arbeitsgemeinschaft Ebnit (Hrsg.): Ebnit (Dornbirner Schriften. Sonderheft Nr. 1). Dornbirn, 1992.
- Mario Peter: Eigene Eränzungen
Wirtschaft und Infrastruktur
Ebnit verfügt aufgrund seiner abgeschiedenen Lage und der geringen Einwohnerzahl seit dem Jahr 2014 über keine eigenständige Volksschule mehr. Bis dahin war die Ebniter Volksschule die kleinste Schule Vorarlbergs gewesen, mit zeitweise nur vier Schülern und einer Lehrerin. Daneben existiert in Ebnit ein Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Dornbirn, die im Dorf eine Löschgruppe unterhält. Die medizinische Versorgung wird von ausgebildeten „First Respondern“, also Privatpersonen mit basismedizinischer Grundausbildung, sichergestellt. Seit dem Jahr 2009 verfügt die kleine Bergortschaft auch über eine eigene, vollautomatisierte und fernüberwachte Abwasserreinigungsanlage. Im Winter gibt es mit dem Heumöserlift, der zur Dornbirner Seilbahngesellschaft gehört, einen Schlepplift für Schifahrer.
Mit dem Dornbirner Stadtgebiet ist Ebnit mittels der in den 1920er-Jahren gebauten Ebniterstraße verbunden. Diese ist sowohl im Individualverkehr als auch mit einem regelmäßig verkehrenden Landbus der Linie 177 befahrbar. Auf diesem Wege ist Ebnit innerhalb von 48 Minuten Fahrzeit im Rahmen des öffentlichen Verkehrs an den Bahnhof Dornbirn angebunden. Neben Dornbirn ist Ebnit auch mit der Stadt Hohenems über Emsreute verbunden, diese Verbindung ist jedoch nicht allgemeinverkehrstauglich ausgebaut und daher nur in Notfällen benutzbar.