Chronik 2023 Lech
Das Jahr 2023 in der Gemeinde Lech
Der Start ins neue Jahr erfolgte erfreulicherweise erstmals wieder ohne Coronaauflagen und Einschränkungen, so verlief die Wintersaison 2022/23 ohne Schließungen oder Restriktionen.
Nach insgesamt drei Jahren coronabedingter Pause nahm auch die Trachtenkapelle Lech wieder ihr Winterkonzert auf und verzeichnete im Lauf des Jahres zahlreiche Ausrückungen, sodass fast wieder an „Vor-Corona-Zeiten“ angeknüpft werden konnte.
Zwei schockierende Meldungen aus Lech dominierten zu Jahresbeginn 2023 die Schlagzeilen: Zum einen erhob der Vater eines dreijährigen Buben den Vorwurf, dass sein Sohn während des Skiurlaubs im Lecher Skikinderclub von einem Betreuer sexuell missbraucht worden wäre und erstattete Anzeige bei der Polizei. Das mehrwöchige Ermittlungsverfahren wurde jedoch eingestellt, da es keinen Schuldbeweis erbracht hatte. Zum anderen ereignete sich im Landhaus des Hotel Plattenhof ein tragisches Unglück. Neben einer Heizanlage im Pellets-Lager wurden zwei bewusstlose Männer aufgefunden. Es kam zu einem Großaufgebot an Einsatzkräften: 200 Feuerwehrleute, 47 Rettungskräfte, fünf Notärzte, vier Polizeistreifen und ein Kriseninterventionsteam waren vor Ort. Für die beiden Männer, den Hausmeister und den Hoteldirektor, kam leider jede Hilfe zu spät. Wie sich im Zuge der Ermittlungen herausstellte, erlitten die beiden eine Kohlenmonoxid-Vergiftung. Das tödliche Gas war bei der Lagerung und beim Umschichten der Pellets freigetreten.
Kopfschütteln hinterließ ein Autofahrer zu Jahresbeginn, der sich vollends auf die Dienste seines Navigationsgerätes verließ. Er kam von der Straße ab und fuhr auf der Langlaufloipe Richtung Omesberg weiter, bis er letztlich im Tiefschnee stecken blieb und von der Feuerwehr Lech geborgen werden musste.
Einen bedeutenden Schritt in Richtung Energiesicherheit setzte die Gemeinde Lech mit der Inbetriebnahme des Kleinwasserkraftwerks Zürsbach im Jänner 2023. Mit einer Turbinenleistung von 2.000 Kilowattstunden (kWh) und einem Regelarbeitsvermögen von rund sieben Millionen kWh versorgt es vor allem die Lecher Haushalte und Betriebe. Der erzeugte Strom entspricht rund zehn bis 15 Prozent des Jahresstrombedarfs im gesamten Gemeindegebiet.
Auch in die Photovoltaik wurde investiert und zwei Anlagen mit 23 Kilowatt- Peak (kWp) bei der Kläranlage und 43 kWp beim Bauhof in Betrieb genommen. Damit im Winter keine Probleme durch die Schneelast entstehen, wurden die Kollektoren an den Gebäudefassaden angebracht.
Die Raiffeisenbank Lech am Arlberg initiierte ein neues Angebot für E-Carsharing. So steht seit September vor der Bank ein Elektroauto zur Verfügung, welches nach vorheriger Registrierung tage- oder stundenweise genutzt werden kann.
Im Auftrag der Regio Klostertal-Arlberg beschäftigte sich die Sozialwissenschaftlerin Eva Häfele mit den Interessenund Anliegen der Jugendlichen. Zielist es, auf die Bedürfnisse der Jugendabgestimmte Angebote zu entwickeln.Sie präsentierte die Studie im Februar.Mit der Besetzung einer Stelle für dieOffene Jugendarbeit in Lech steht den Jugendlichen nun auch eine Ansprechperson zur Verfügung.
Sportlich gesehen war 2023 ein erfolgreiches Jahr für Nina Ortlieb. Nach verletzungsbedingter, fast zweijähriger Pause, gewann die Oberlecherin bei den Alpinen Skiweltmeisterschaften in Courchevel/Meribel (Frankreich) ihre erste Medaille bei einem Großereignis: Silber in der Abfahrt. Mit einem Weltcupsieg im Super-G und zwei österreichischen Meistertiteln gelangen ihr weitere Erfolge. Dafür wurde Nina Ortlieb auch das Goldene Ehrenzeichen des Landes verliehen. Leider endete das Jahr neuerlich mit einer schweren Verletzung, sodass Ortlieb die Saison 2023/24 bereits im Dezember frühzeitig beenden musste.
Nach nur zwei ausgetragenen Skiweltcuprennen (2020 und 2021) in der Zürser Flexenarena – 2022 wurde das angesetzte Weltcuprennen wetterbedingt abgesagt – flog Lech-Zürs nun aus dem Weltcupkalender. Die in der Flexenarena gefahrene Disziplin der Parallelrennen ist im Rennkalender künftig nicht mehr vorgesehen, in absehbarer Zukunft werden daher keine weiteren alpinen Weltcuprennen in Vorarlberg ausgetragen.
Einen Meilenstein stellt wohl die wirtschaftliche Fusion der Skilifte Lech Ing. Bildstein GmbH und der Rüfikopf Seilbahn AG dar. Der 2023 besiegelte Zusammenschluss umfasst alle Anlagen der Skilifte Lech, die beiden Gastronomiebetriebe der beiden Gesellschaften sowie die vier Rüfi-Aufstiegshilfen. Die langfristige Perspektive der neu geschaffenen „Lech Bergbahnen AG“ sieht die Integration weiterer Liftbetreiber vor. So könnten sich in Zukunft auch Warth- chröcken, die Ski Zürs oder die Oberlecher Bahnen der neuen Bergbahn AG anschließen. Im Zuge der Neustrukturierung wurde Hotelier Florian Moosbrugger zum Aufsichtsratsvorsitzenden bestellt. Am 1. Jänner 2024 übernahm der neue Vorstand und Chief Executive Officer (CEO) Klaus Nussbaumer die operative Führung der Lecher Bergbahnen AG.
Filmisch wurde die Region Lech-Zürs in zwei großen Produktionen festgehalten. Die bildgewaltige Universum-Produktion „Arlberg – Wild und berühmt“ hält die Naturkulisse des Arlbergs in beeindruckenden Bildern fest. Am Weihnachtstag präsentierte Alexandra Meissnitzer die ORF-Sendung „Bergweihnacht. Unterwegs in Lech und Zürs am Arlberg“. Mit dabei war auch das 2014 gegründete Vokalensemble Tannberg unter der Leitung von Thomas Fellner, das vor der beeindruckenden Kulisse des Huber-Hus im Schneetreiben sein Können zum Besten gaben.
Passend zur Ausstellung „BLITZBLANK!“ im Lechmuseum im Huber- Hus (Seite 64) fanden in Lech und Zürs im Sommer auch erstmals Clean- Up-Days statt. Freiwillige waren eingeladen, die Natur von liegengebliebenem Müll zu befreien und diesen einzusammeln.
Anlässlich der dritten Ausgabe des Literaricum Lech wurde erstmals eine mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung vergeben. Der erste Preisträger „Poeta Laureatus“ ist der Schriftsteller und Lyriker Michael Krüger.
Im Zusammenhang mit den vom britischen Prinzen Harry, Herzog von Sussex, veröffentlichten Memoiren „Spare“ (deutscher Buchtitel: Reserve) rückte auch Lech in die Schlagzeilen. Prinz Harry erwähnte darin einen seiner Berufswünsche in jungen Jahren. Er wollte als Skilehrer in Lech arbeiten, hatte er doch zahlreiche schöne Erinnerungen an die Skiurlaube mit seiner verstorbenen Mutter Prinzessin Diana in Lech. Der jetzige König Charles III. war von den Berufswünschen seines Sohnes damals jedoch wenig angetan.
Mit dem „Bike Club Arlberg“ und „Echt Lech. Vo önsch Bergbura“ wurden zwei neue Vereine gegründet, welche das Vereinsleben im Ort bereichern. Der Bike Club versteht sich als Verein zur Förderung des Radsports und bemüht sich besonders um die Weiterentwicklung der Radinfrastruktur, während er den Bikern als Gemeinschaft dient. „Echt Lech. Vo önsch Bergbura“ ist ein Verein von sieben Bergbauernhöfen aus Lech und Zürs. Neben der gemeinsamen Vermarktung der eigenen Produkte geht es dem Verein ganz besonders auch um die Sichtbarmachung der bergbäuerlichen Arbeit.
Geburten
Die Gemeinde Lech verzeichnete 2023 insgesamt fünf Geburten, davon drei Buben und zwei Mädchen.
Hochzeiten
Mit 72 Trauungen meldete das Standesamt Lech neuerlich einen Rekord
Sterbefälle
Einen traurigen Rekord gab es bei den Sterbefällen. Seit Beginn der standesamtlichen Aufzeichnungen im Jahr 1938 gab es noch nie so viele Verstorbene in einem Jahr in Lech.
Herta Maria Schneider, 95 Jahre
Johanna Gradischnik, geb. Ronacher, 91 Jahre
Gertrud Auderer, geb. Dietrich, 83 Jahre
Gebhard Walch, 73 Jahre
Herta Strolz, geb. Pirktl, 88 Jahre
Marlis Tschiderer, geb. Walch, 74 Jahre
Hannelore Maria Schneider, geb. Hofpointner, 82 Jahre
Wilhelm Handl, 89 Jahre
Hermine Walch, geb. Lechner, 88 Jahre
Othmar Laimer, 52 Jahre
Baldizsar Bacsko, 23 Jahre
Arnold Beiser, 93 Jahre
Franco De Lorenzi, 82 Jahre
Michelle Huber, geb. Kleinhans, 34 Jahre
Olga Zimmermann, 90 Jahre
Josefine Wolf, geb. Marak, 68 Jahre
Irma Prodinger, 91 Jahre
Fini Dietrich, geb. Jochum, 98 Jahre
Monika Rieser, geb. Muxel, 71 Jahre
Helga Lucian, geb. Zimmermann, 84 Jahre
Armin Gundolf, 59 Jahre
Christian Wolf, 66 Jahre
Boza Rihtaric, 74 Jahre
Hansjörg Drexel, 77 Jahre
Willi Fetz, 86 Jahre
Olivia Gundolf, geb. Schneider, 90 Jahre
Erna Würfl, geb. Janisch, 84 Jahre
Thomas Lorenz, 58 Jahre
Matthias Jochum, 49 Jahre
Wolfgang Smodic, 84 Jahre
Lotte Fischer, geb. Strolz, 89 Jahre
Mag. Birgit Heinrich
BLITZBLANK! VOM PUTZEN – INNEN, AUSSEN, ÜBERALL
Wer putzt wann, wie, warum und womit? Was ist Schmutz? Welche Sicht auf die Welt verbinden wir damit? Und wie steht es dabei um Rollenbilder und Rollenzuschreibungen, um Reinigung und Reinheit, um Ökonomie und Ökologie, um Nachhaltigkeit und Migration, um Religion und Spiritualität?
BLITZBLANK! ist eine Ausstellung im Lechmuseum und im Frauenmuseum Hittisau über das Putzen und eine extrasaubere Welt. Das Lechmuseum widmet sich dabei besonders der Sauberkeit im Tourismus und rückt die oftmals „unsichtbaren“ Reinigungskräfte und deren Arbeit ins Blickfeld. So sind bereits auf der Fassade des Huber-Hus in Lech zwei große Stapel Bettwäsche weithin sichtbar. Sie scheinen das Haus mit ihrer Schwere zuzumauern oder auch zu stützen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Künstlerin Irmgard Mellinghaus für ihr Kunstwerk „SCHICHTEN“ zwar keine echten Laken gestapelt hat, sie mit ihrer Installation aber auf die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten hinweist, die in Lech aufeinandertreffen: Die „Unteren“ tragen unweigerlich die „Oberen“, nicht selten in mühsamer Schichtarbeit.
Lechmuseum im Huber-Hus
Dorf 26, 6764 Lech am Arlberg
Donnerstag – Sonntag, 15 – 18 Uhr
Juli – September, Dezember – April
www.lechmuseum.at
FMH Frauenmuseum Hittisau
Platz 501, 6952 Hittisau
Dienstag – Sonntag, 10 – 17 Uhr
www.frauenmuseum.at