Chronik 2023 Brand

Das Jahr 2023 in der Gemeinde Brand

 

Das Jahr 2023 begann so wie das alte endete, nämlich mit einer historischen Wärmewelle. Statt einer tiefverschneiten Landschaft sah man nur künstlich beschneite Schneebänder vom Berg bis ins Tal. Die Pisten zeigten sich trotzdem in einem guten Zustand und der Skibetrieb war rege. So richtig schneite es erst Ende Jänner. Anfang April fiel dann jener Schnee, den wir uns zu Saisonbeginn gewünscht hätten. Der Sommer war sehr warm und trocken und bescherte uns einige heftige Gewitter. Der Herbst zeigte sich als verlängerter Sommer, der nochmal viele Gäste anzog. So war auch das Nächtigungsergebnis insgesamt sehr erfreulich. Im Winter wurden 150.000 Nächtigungen gezählt, 27 Prozent mehr als im Vorjahr, im Sommer 164.000 Nächtigungen, ein Plus von 7,5 Prozent. Der Mai war mit 15.600 Nächtigungen der bisher erfolgreichste Mai überhaupt.

Der Tourismusort Brand beschäftigt rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie kommen jedoch nicht nur zu uns, um zu arbeiten und Gäste zu verwöhnen,
sie wollen auch ausgehen und etwas erleben. Was sie aber besonders erwarten, ist eine lebenswerte Unterkunft. So entstand im Ortsteil Studa ein Haus mit dem Namen „Teamhaus, Mitarbeiter“, das alle Wünsche erfüllt.

Wie oft dreht man ohne viel zu denken den Wasserhahn auf und schon sprudelt Wasser in bester Qualität. Was wäre aber, wenn einmal kein Wasser fließt? Die Gemeinde investierte daher in die Sicherung der Trinkwasserversorgung und erneuerte jene Abschnitte des Leitungsnetzes, die in die Jahre gekommen waren. Die Kanalisation wurde ebenfalls erweitert und Gemeindestraßen neu asphaltiert. Mitte Jänner 2023 ging auch das neu errichtete Kraftwerk Theodul II in den Regelbetrieb. Es ist ein wichtiger Baustein, um das Ziel der Energieautonomie 2030 zu erreichen.

Zwei Jahre lang schränkte Corona unser Leben massiv ein. Nach dieser unfreiwilligen Pause veranstaltete die „Färle- Funkenzunft“ am Abend des „Ruaßiga Fritig“ den traditionellen Faschingsumzug. Mit dem Ruf „Färle, Färle, Hutsch, Hutsch“ ging‘s los vom Walserensemble bis zum Gemeindezentrum. Über 25 Gruppen mit fantasievollen Kostümen, dekorierte Wagen mit originellen Ideen und zwei Gugga-Musikgruppen waren dabei. Besonderen Applaus ernteten die Mäschgerle des Kindergartens und der Volksschule, die mit ihren Lehrpersonen geschlossen mitgingen. Das Fest endete in der Tiefgarage des Gemeindezentrums, die kurzfristig in eine Partymeile umfunktioniert wurde.

Anfang Mai waren Bergretterinnen und Bergretter des ganzen Landes in Brand zu Gast und hielten die 74. Landesversammlung ab. „Motivation, hohe Leistungsfähigkeit, eine zeitgemäße Infrastruktur sowie eine moderne Ausrüstung helfen dabei, auch kritische Situationen zu meistern“, erklärte Landesleiter Martin Burger. Eine neue Zeiterscheinung sei der zunehmende Trend zu unüberlegten Freizeitaktivitäten in den Bergen. Deshalb verzeichnete auch die Brandner Bergrettung einen deutlichen Anstieg an alpinen Einsätzen. Sie wurde – um nur ein Beispiel zu nennen – an einem späten Abend alarmiert, dass ein Kind, der
Vater und der Großvater im Schesaplana- Gebiet abgängig seien. Im Dunkeln musste eine Suchaktion gestartet werden. Zum Glück wurden die Abgängigen unversehrt gefunden und mit dem Hubschrauber ins Tal geflogen. Als neues Aufgabengebiet sind die Downhill-Strecken dazu gekommen, denn Bike-Unfälle nehmen besonders stark zu.

Ende Mai erlebten wir ein ganz besonderes Fest. Unser Pfarrer Georg Nigsch feierte sein 40-jähriges Priesterjubiläum. Viele Jahre verbrachte er zuvor als Missionar in Südamerika und ahnte sicher nicht, dass er dieses Fest in einem Walserdorf feiern würde. Treu seinem Primizspruch „Wir wollen nicht Herren über  euren Glauben sein, sondern Helfer zu eurer Freude“, ist er nun seit knapp zwei Jahren im Brandnertal tätig. Wegen seiner Bodenständigkeit und feinen Art auf seine Schäfchen zuzugehen, ist er überall beliebt. Zum Festgottesdienst in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt kamen neben vielen Einheimischen auch Verwandte und Freunde aus seiner Heimat Bregenzerwald. Sie alle füllten das Gotteshaus bis auf den letzten Platz. Als Pfarrer Georg den Kirchenraum betrat,  intonierte die Brandner Trachtenkapelle einen feierlichen Choral. Sie umrahmte die Messfeier gemeinsam mit dem Männerchor Nüziders mit besonderen musikalischen Darbietungen. Bei der darauffolgenden Agape beim Walserensemble ließ man Pfarrer Georg hochleben und vergaß dabei nicht, mit ihm „ad multos
annos“ (auf viele Jahre) anzustoßen.

Leistbares Wohnen ist derzeit in aller Munde und auch wichtig für die demographische Entwicklung des Dorfes. Die Gemeinde hat zu diesem Thema eine Umfrage gestartet. Sie wollte einen Überblick bekommen, wie hoch das Interesse nach leistbarem Wohnraum innerhalb der Brandner Bevölkerung ist. Die Rückmeldungen waren nicht berauschend und lassen darauf schließen, dass leistbarer Wohnraum derzeit kein brennendes Thema ist.

Ein brennendes Thema ist allerdings die Sicherung der Nahversorgung. Denn Anfang April 2024 schließt pensionsbedingt das einzige Lebensmittelgeschäft im Dorf seine Pforten. Mit dieser Problematik beschäftigt sich die Gemeinde seit längerer Zeit. Sie führte im Vorfeld verschiedene Analysen hinsichtlich Wirtschaftlichkeit durch und prüfte mehrere Varianten und Standorte. Durch die Auflassung der Raiffeisen- Filiale ergibt sich die Möglichkeit, dort einen  Dorfladen zu planen. Einen Handelspartner konnte die Gemeinde bereits gewinnen. Innerhalb der Brandner Bevölkerung muss jedoch das Bewusstsein geweckt werden, auch hier einzukaufen. Denn nur so kann der Dorfladen wirtschaftlich überleben!

Ein maximaler Beitrag für die Energiewende und den Klimaschutz soll das Projekt Lünerseewerk II werden. Doch bis zum Baubeginn vergehen noch ein paar Jahre. Schon während der Bohrarbeiten zur Erkundung der Geologie für den Druckstollen verfielen einige Brandner in Panik und befürchteten eine unzumutbare Verkehrsbelastung im Dorf. Es wurde eine Arbeitsgruppe mit Delegierten aus Gemeindevertretern, Bürgern und Projektverantwortlichen gegründet, um  Lösungen für die Bauabwicklung zu finden. Das nunmehrige Erschließungskonzept sieht den Bau eines Zugangsstollens zwischen Bürserberg und Brand vor. Dadurch wird der Baustellenverkehr bereits vor dem Ortsbeginn von Brand abgeleitet. Außerdem eignet sich das ausgebrochene Stollenmaterial für die Betonherstellung, sodass viele LKWFahrten eingespart werden können. Bei einer Info-Veranstaltung Mitte Oktober informierten Ingenieure der illwerke
vkw AG die Brandner Bevölkerung über das geplante Projekt.

Carmen und Günter Flaig
Im August feierten Carmen und Günter Flaig ein ganz besonderes Hochzeitsjubiläum – die 70-jährige Gnadenhochzeit. Es ist wahrlich ein Geschenk des Himmels, wenn Carmen mit 93 Jahren und Günter mit 97 Jahren so lang miteinander glücklich verbringen durften und dies in völlig geistiger Frische. Günther war langjähriger verdienstvoller Verkehrsamtsleiter von Brand und maßgeblich am Aufschwung des Tourismus beteiligt. Als begeisterter Bergsteiger stammen aus seiner Feder die Büchlein „Führer durch den Rätikon“, „Führer durch das Brandnertal“ sowie der „Alpenvereinsführer Silvretta Alpin“. Herzliche Gratulation den beiden treuen Lesern der Walserheimat!
Foto: Andrea Deutsch

Anfang November hielt das Österreichische Bundesheer im Gebiet des Lünersees und Schattenlagant eine Übung ab. Ausgangslage war, dass bis zu 40 Flüchtlinge die Staatsgrenze von der Schweiz her überschreiten und von terroristischen Kräften verfolgt und bekämpft werden. Das Bundesheer hatte den Auftrag, die beiden Gruppen zu trennen, die Flüchtlinge zu entwaffnen und die terroristischen Kräfte festzunehmen. Die Kampfhandlungen wurden durch Hubschrauberflüge und leicht gepanzerte Gefechtsfahrzeuge unterstützt. Die Übung erinnert an jene Zeit des Zweiten Weltkrieges, als politische Flüchtlinge immer wieder versuchten, die Grenze zwischen dem Brandnertal und dem Prättigau zu überwinden. Sie wurden jedoch bereits auf österreichischer  Seite verhaftet oder von Schweizer Grenzpolizisten zurückgewiesen.

Am Sonntag, 19. November umrahmte ein Chorkonzert des Kirchenchors Hl. Kreuz Bludenz den sonntäglichen Gottesdienst in der Brandner Kirche. Unter der Gesamtleitung von Hildegard Frei-Bertsch wurde die „African Mass“ von Normann Luboff aufgeführt. Ein voll besetztes Gotteshaus war von den gesanglichen Darbietungen sehr angetan und verabschiedete die Sängerinnen und Sänger mit anhaltendem Applaus. Im Anschluss an die Messe lud der Pfarrkirchenrat zu einer Agape ins Walserhus.

Ende November setzten starke Schneefälle ein, sodass ab dem 2. Dezember vier Bahnen in Betrieb gingen. Bei besten Schnee- und Witterungsbedingungen genossen viele Tagesgäste ihr erstes Skivergnügen. Ab dem 15. Dezember liefen alle Bahnen durchgehend. In den Tagen danach setzten Regen und Wärme den Pisten stark zu. Trotzdem war die Buchungslage sehr erfreulich. Das Jahr 2023 ging mit einem heftigen Föhnsturm zu Ende. Er konnte aber den vielen Gästen die Silvesterstimmung nicht verderben.

Geburten

Sieben Kinder erblickten das Licht der Welt, drei Mädchen und vier Buben.

Jubilare

90 Jahre: Christian Müller, Eric Wilson
85 Jahre: Werner Gassner, Eugen Meyer, Adolf Nesler
80 Jahre: Walter Deutsch, Gudrun Durics, Luise Gassner, Erich Kosmatsch, Wilma Nesler

Sterbefälle

Dr. med. Anna Jenny, 92 Jahre
Roland Knapp, 69 Jahre
Erna Schedler, 93 Jahre
Reinhard Schedler, 70 Jahre


Manfred Beck